Gestern ging meine Reise in Tokyo zu Ende. Das kurze Erbeben, was durch die Nachrichten ging weil während der Podiumsdiskussion anlässlich der IMF Conference in Tokyo zwischen Schäuble und Lagarde nicht nur die Ansichten sondern auch die Erde wackelten, nahm ich mal wieder NICHT wahr. Ich war zu dem Zeitpunkt in Ginza auf der Straße spazieren bevor es dann mit der Metro zum Flughafen gehen sollte.
Wir hatten vorher genaue Anweisung bekommen von wo welcher Zug der U-Bahn nach Narita zum Flughafen fahren sollte und wo und wir den bekommen. Ganz ohne Anweisung hätte es nicht geklappt. Zu gut 80% ist zwar alles auch Englisch beschriftet und auch der Automat ist lesbar, doch mit den verbleibenden 20% lässt es sich immer noch grandios scheitern. Uns wurde gesagt, dass der Express-Zug zum Flughafen Narita um 18:03h abfährt. Gut, dass wir NICHT den Zug um 17:xx schon nahmen, auf dem 'Narita' stand. Zum dem Zeitpunkt konnten wir nur vermuten, dass es einen Unterschied geben kann. Es war nicht ersichtlich und richtig um 18:03h hieß das Ziel des Zuges Airport Narita.
Preussische Pünktlichkeit, auf die Minute!!!
Ok, dass war geschafft, wir saßen in der richtigen Metro und nun ging es lange 105 Minuten in der U-Bahn zum Flughafen. Wir hatten noch einen Sitzplatz und Platz für die Koffer gefunden, doch schnell füllte sich der Zug mit Angestellten die vom Büro nach Hause wollten, mit Schulkindern, die einen langen Schultag hinter sich haben mussten und weiteren Passagieren. Es war eng. Es ruckelte. Die Klimaanlage funktionierte Gott sei dank gut, doch ich fror. Menschen stiegen ein, aus...es war ruhig. Man las! Geschätzte zwei Drittel der Passagiere hatten etwas zu lesen in der Hand, meistens Taschenbücher, denn für Zeitungen wäre es zu eng gewesen. Oder man lass auch auf den Smart-Phones und iPads oder man hörte damit Musik. Es war ruhig! Der Rest der Menschen Schlief, im Stehen oder Sitzen. Eine Pendelzeit zur Arbeit morgens und abends von 1 bis sogar 2 Stunden sind nicht ungewöhnlich. Damit das geht und erträglich ist, nehmen die Japaner sehr viel Rücksicht aufeinander. Ist man erkältet oder hat nur einen Anflug von Schnupfen, zieht man sich einen Mundschutz über, um die Mitmenschen zu schützen. Lautes schniefen ...geht gar nicht, lautes telefonieren - selbstredend, geht auch nicht.
Auf der vorletzten Station leerte sich der Zug und in unserm Waggon waren wir plötzlich alleine. Wir sahen durch den Zug, von Anfang bis Ende. Wir ('ordentlichen' Deutschen) schauten uns an und waren sprachlos. Der Zug wurde nach einem langen Tag im Einsatz blitzblank hinterlassen: kein Dreck, nicht eine zurückgelassene Zeitung, kein Prospekt oder Fitzelchen Papier, keine Essensreste, keine Getränkedose oder durch den Zug kullernde Flasche. Der Zug sah aus, als käme er morgens aus dem Depot, gepflegt, sauber, ohne Graffitis oder Scratches auf den Scheiben. Rücksicht ist das Zauberwort. Es ist also möglich und kein bloßer Traum aus längst vergangenen Tagen. Selbstverwirklichung und Individualismus ist auch möglich wie ich an den schrillen Outfits oft in Japan gesehen habe, doch nicht zu Lasten Anderer. Wie bekomme ich, bekommen wir die Botschaft an unsere Mitbürger in Deutschland? Helft mir!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen