Montag, 24. Dezember 2012

Merry Christmas all around the world

Es ist Samstag des ersten Adventswochenendes.  Ich sitze mal wieder im Flieger gen Osten, der ferne Osten. Zuhause hat die Adventszeit mit vollem Programm begonnen.  Gestern stellten wir einen Weihnachtsbaum auf unserer Düsseldorfer Terrasse auf und eine Woche zuvor hatten wir schon den Adventskranz auf dem Adventsbasar der Kirchengemeinde gekauft.  Das Haus ist vorweihnachtlich geschmückt und gestern hatten wir unseren ersten Weihnachtsmarktbesuch.  Es geht wieder los:  Jingel Bells und  Oh Tannenbaum für die nächsten vier / fünf Wochen, Lebkuchen und Glühwein, holländische Touristen und verkaufsoffene Sonntage, Adventscafés und Gänseessen.  Das wirkt alles sehr surreal und weit weg auf dem Weg über die arabischen Emiraten nach Tokio.  

Und welche Weihnacht erwartet mich in all diesen nichtchristlichen Ländern? Im November war ich noch in Indien.  Die Geschäfte der großen Marken hatten sich auch in Indien schon auf Weihnachten eingestellt.  Im Hotel hingen schon Weihnachtskugeln an der Decke.  Aus vergangenen Jahren weiß ich, dass bald die Weihnachtsbäume allerorts in der indischen Öffentlichkeit sichtbar werden.  Hier gibt es deutlich zwei Weihnachtsmotive, das kommerzielle in den Geschäften, insbesondere den internationalen und das christliche Motiv, denn die christliche Minderheit Indiens umfasst ja auch mal eben 24  Millionen Menschen bzw. 2-3% der indischen Bevölkerung.  Weihnachten in Kerala, der südlichste Staat Indiens ist so wichtig wie bei uns.  Hier ist die Bevölkerungsmehrheit christlichen Glaubens und es gibt unzählige Gemeinden. 






Hier steigt eine Geburtstagsfeier die auch so begangen wird mit Musik und Tanz bis zum frühen Morgen. Am ersten Weihnachtstag ist der Strand voll mit Familien und jungen Fischer veranstalten lautstark Bootsrennen.

Nun bin ich aber auf dem Weg ins vorweihnachtliche Tokio.  Hier gibt es noch weniger Christen doch scheint die religiöse Bedeutung in einem umgekehrten Verhältnis zur Weihnachtsdeko zu stehen.  Ginza Road ist ein einziges Lichtermeer doch als ich am ersten Adventswochenende dort ankam, war die Hauptbeleuchtung noch aus und wurde erst in der darauf folgenden Woche angezündet.  Also einen Advent, eine Ankunft im kirchlichen Sinn gibt es nicht.  Stattdessen hat Weihnachten hier eine völlig andere Bedeutung.  Wie mir meine Kollegen erzählten laden sich insbesondere junge Erwachsene ein zu einem romantischen Dinner und es gibt kleine Geschenke.  Wie man mir erzählte ist es vergleichbar mit Valentin...nun ja, Weihnachten hat ein gewisses Eigenleben entwickelt.







So war es dann auch in Kuala Lumpur:  Vorzugsweise moslemisch und doch tolerant genug für den weihnachtlichen Geschenkekonsum.  Die Shopping Malls ließen auch keine Ecke aus mit Deko und eine hatte sogar Platz für eine Krippe in Großformat. 


Und auch wenn Weihnachten so international ist, ich war froh, die letzten Wochen Zuhause verbringen zu können, ich flog bei 32°C in Kuala Lumpur ab, ließ auch dort die weiinachtliche geschmückte Flughafenlobby hinter mir und kam im Schnee in Düsseldorf an.  Auch wenn es in diesem Jahr zu Weihnachten fast frühlingshaft warm ist, ich hatte zumindest unseren zweiten Advent noch im Schnee erleben dürfen:




Was und wo auch immer Ihr feiert 

Ein frohes Weihnachtsfest

Merry Christmas, Hanukkah, Kwanzaa, Yuletide, Festivus

oder für mache einfach nur Season Greetings und Happy Holiday!

Dienstag, 4. Dezember 2012

Großstadtdschungel

Aufgewachsen mitten in Düsseldorf halte ich mich von klein auf für einen Großstadtbürger und machte die meiste Zeit meines Lebens einen Bogen um Landleben, Großvieh und Waldspaziergänge.  Teilweise erfuhr ich dann schon mit den Jahren, dass auch das einen Reiz haben kann...doch nicht für immer.

Sich in einer Großstadt zurecht zu finden und zu orientieren, war somit stets überlebenswichtig.  Nachdem ich Düsseldorf soweit kannte, hatte ich auch keine Scheu vor noch so großen anderen Städten, warum auch.  U-Bahn fahren in Berlin, Auto fahren in London oder Paris, Spaziergänge durch New York alles kein Problem.

Nun bin ich schon einige male in Tokio und anderen modernen asiatischen Metropolen wie Singapur oder Kuala Lumpur gewesen, doch was ich hier nun plötzlich erlebe, hat etwas mit Dschungel zu tun.  Habe ich doch als Großstädter sogar gelernt, mich im Wald an der Sonne zu orientieren und irgendwie immer am richtigen Ende raus zu kommen, ist Tokio z.B. doch für mich ein neuer Dschungel, ein Großstadtdschungel.

Warum stolperte ich plötzlich so orientierungslos hinter meinen Kollegen her?  Nun gut, ich kann nichts lesen, erkenne noch nicht einmal die Straßenschilder bzw. unterscheide sie kaum von Reklametafeln, doch im Wald gibt es ja auch keine Schilder und in den westlichen Metropolen hatte ich auch keine Probleme, den Weg zu finden.  Da ist auch alles platt!  Alles ist da zweidimensional! Zweidimensional im Sinne, dass sich alle Fußwege auf einer Ebene treffen. So ist es aber nicht in Tokio.  Hier gibt es die dreidimensionale Stadt für den Fußgänger. 

Als ich am Sonntag mit der U-Bahn an meiner mir bekannten Station ankam irrte ich erst einmal durch die ganze Station, um den Ausgang zu finden, der mich auf vertraute Wege brachte.  Das hieß, ich ging zwei Ebenen tiefer in die Fußgängerpassage, um von dort dann Ebene für Ebene mich nach oben Richtung Hotel vorzuarbeiten.  Die Hotellobby liegt im 24. Stock, doch der Fahrstuhl beginnt in Level B3 - B2 - 1 oder 2 je nachdem, von welcher Ebenen man sich dem Eingang nähert.  Verlasse ich das Hotel in einer mir bislang nicht vertrauten Ebenen, sind die Perspektiven derart verschoben, dass ich verloren bin.  Gemein auch, dass die Kollegen jedesmal das Hotel auf einen anderen Weg mit mir verlassen.  Doch heute Abend ist es mir gelungen!  Ich habe die Orientierung wieder.  Allein bin ich einmal um den ganzen Komplex gelaufen und habe die Türme im Himmel nicht aus den Augen gelassen.  Wenn man in der Luft die einzelnen Wolkenkratzer voneinander unterscheiden lernt, weiß man auch, wo man hin laufen muss.  Klingt banal, ist es aber leider nicht. 

Rund um 'meine' U-Bahnstation und den Bahnhof Shinbashi stehen so viele Hochhäuser, dass es mir schwindelig wird.  Alles ist über bestimmt fünf verschiedenen Fußgängerebenen, Passagen, Treppen, Rolltreppen, Fahrstühlen Plätzen und Galarien miteinander verknüpft. 

Und plötzlich sehe ich, dass ich den Weg, der mich am Sonntag über mind. drei Ebenen führte, auch horizontal hätte zurücklegen können.

Gut das ich nun endlich Shinbashi kann/kenn - auf nach Shibuya, Shinjuku, Shiomi...hier ist noch viel Dschungel zu entdecken und vor allem die dritte Dimension!