Dienstag, 4. Dezember 2012

Großstadtdschungel

Aufgewachsen mitten in Düsseldorf halte ich mich von klein auf für einen Großstadtbürger und machte die meiste Zeit meines Lebens einen Bogen um Landleben, Großvieh und Waldspaziergänge.  Teilweise erfuhr ich dann schon mit den Jahren, dass auch das einen Reiz haben kann...doch nicht für immer.

Sich in einer Großstadt zurecht zu finden und zu orientieren, war somit stets überlebenswichtig.  Nachdem ich Düsseldorf soweit kannte, hatte ich auch keine Scheu vor noch so großen anderen Städten, warum auch.  U-Bahn fahren in Berlin, Auto fahren in London oder Paris, Spaziergänge durch New York alles kein Problem.

Nun bin ich schon einige male in Tokio und anderen modernen asiatischen Metropolen wie Singapur oder Kuala Lumpur gewesen, doch was ich hier nun plötzlich erlebe, hat etwas mit Dschungel zu tun.  Habe ich doch als Großstädter sogar gelernt, mich im Wald an der Sonne zu orientieren und irgendwie immer am richtigen Ende raus zu kommen, ist Tokio z.B. doch für mich ein neuer Dschungel, ein Großstadtdschungel.

Warum stolperte ich plötzlich so orientierungslos hinter meinen Kollegen her?  Nun gut, ich kann nichts lesen, erkenne noch nicht einmal die Straßenschilder bzw. unterscheide sie kaum von Reklametafeln, doch im Wald gibt es ja auch keine Schilder und in den westlichen Metropolen hatte ich auch keine Probleme, den Weg zu finden.  Da ist auch alles platt!  Alles ist da zweidimensional! Zweidimensional im Sinne, dass sich alle Fußwege auf einer Ebene treffen. So ist es aber nicht in Tokio.  Hier gibt es die dreidimensionale Stadt für den Fußgänger. 

Als ich am Sonntag mit der U-Bahn an meiner mir bekannten Station ankam irrte ich erst einmal durch die ganze Station, um den Ausgang zu finden, der mich auf vertraute Wege brachte.  Das hieß, ich ging zwei Ebenen tiefer in die Fußgängerpassage, um von dort dann Ebene für Ebene mich nach oben Richtung Hotel vorzuarbeiten.  Die Hotellobby liegt im 24. Stock, doch der Fahrstuhl beginnt in Level B3 - B2 - 1 oder 2 je nachdem, von welcher Ebenen man sich dem Eingang nähert.  Verlasse ich das Hotel in einer mir bislang nicht vertrauten Ebenen, sind die Perspektiven derart verschoben, dass ich verloren bin.  Gemein auch, dass die Kollegen jedesmal das Hotel auf einen anderen Weg mit mir verlassen.  Doch heute Abend ist es mir gelungen!  Ich habe die Orientierung wieder.  Allein bin ich einmal um den ganzen Komplex gelaufen und habe die Türme im Himmel nicht aus den Augen gelassen.  Wenn man in der Luft die einzelnen Wolkenkratzer voneinander unterscheiden lernt, weiß man auch, wo man hin laufen muss.  Klingt banal, ist es aber leider nicht. 

Rund um 'meine' U-Bahnstation und den Bahnhof Shinbashi stehen so viele Hochhäuser, dass es mir schwindelig wird.  Alles ist über bestimmt fünf verschiedenen Fußgängerebenen, Passagen, Treppen, Rolltreppen, Fahrstühlen Plätzen und Galarien miteinander verknüpft. 

Und plötzlich sehe ich, dass ich den Weg, der mich am Sonntag über mind. drei Ebenen führte, auch horizontal hätte zurücklegen können.

Gut das ich nun endlich Shinbashi kann/kenn - auf nach Shibuya, Shinjuku, Shiomi...hier ist noch viel Dschungel zu entdecken und vor allem die dritte Dimension!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen